Ravensbrück mehr

Soweit bekannt ist, wurden allein im Frauen-KZ Ravensbrück mindestens 1.200 Gedichte verfasst.
Ravensbrück, 90 km nördlich von Berlin gelegen, war das größte Konzentrationslager für Frauen auf deutschem Gebiet. Von 1939 bis 1945 inhaftierten die Nationalsozialisten dort etwa 120.000 Frauen aus über 30 Nationen – aus politischen und rassistischen Gründen. Eine unfassbare Zahl wurde hingerichtet oder starb an Hunger, Krankheiten, Erschöpfung durch Schwerstarbeit oder an den Folgen medizinischer Experimente.

Thematische Annäherung
In zehn thematischen Schwerpunkten fädelt die in Argentinien geborene Künstlerin Pat Binder vierzig klar konzipierte „Wahrnehmungsstationen″ aneinander: Gedichte mit Zeichnungen von Häftlingen sowie historische und aktuelle Fotos, Videos, Animationen und Tonsequenzen; dazu, im Hintergrund, Kontextwissen zu den Künstlerinnen, den Dokumenten, den Artefakten, den Themen:
Ankunft – Appell – Alltag – Zwangsarbeit – Arrest – Sehnsucht – Widerstehen – Leid – Tod – Hoffnung

Pat Binders Internet-Kunstprojekt „Stimmen aus Ravensbrück″ gilt als eines der ersten Beispiele für die Nutzung von digitalen Technologien mit medienpädagogischen Ansätzen bei der Auseinandersetzung mit (Über)Lebenswirklichkeiten in den deutschen Konzentrationslagern sowie für die Schaffung eines virtuellen Gedenkraumes. Die Erstveröffentlichung von „Stimmen aus Ravensbrück″ aus dem Jahr 2000 wurde mit dem Marianne-von-Willemer-Preis der Stadt Linz (Österreich) ausgezeichnet.
Die Neuauflage 2020/21 wird den neuen digitalen Anforderungen und mobilen Geräten gerecht und erweitert die Reichweite des Projekts mit zusätzlichen Gedichten, Zeichnungen und Kontextinformationen, insbesondere zum Thema Zwangsarbeit/Außenlager und den wirtschaftlichen Nutzen der Deportationen.

Das Kunst-, Gedenk- und Bildungsprojekt von Pat Binder baut auf den Forschungen der Literaturwissenschaftlerin Constanze Jaiser auf, und wurde von ihr erneut beratend und mit von ihr zur Verfügung gestellten Materialien begleitet. Darüber hinaus stammen die Zeugnisse aus dem Archiv der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, dem Stadtarchiv und dem Regionalmuseum Neubrandenburg, sowie aus dem Staatlichen Museum Auschwitz und der Universität Lundt. Produziert wurde „Stimmen aus Ravensbrück″ vom Kunstportal „Universes in Universe – Welten der Kunst″, das Pat Binder und Gerhard Haupt bereits seit 1997 erfolgreich betreiben (https://universes.art).

Die Erarbeitung der neuen erweiterten Version wurde möglich in Kooperation mit der Regionalen Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie (RAA). Mecklenburg-Vorpommern e. V., und gefördert von der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung sowie aus Mitteln der Freudenberg Stiftung im Rahmen des Projektes zeitlupe | Stadt.Geschichte & Erinnerung.