Der Verein NAZ e.V. versucht, das Schicksal der Berliner Deportierten Eva Berger aufzuklären. Sie wurde von ihrem letzten Wohnort, der Nollendorfstraße 19 aus depotiert. Direkt neben unserem Vereinssitz.
In ganz Deutschland und somit auch in allen Stadtteilen Berlins wurden Jüdinnen und Juden in ihren Wohnungen oder auf der Straße verhaftet und in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert, wenn ihnen die Emigration nicht gelang.
Die Initiative „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig (http://www.stolpersteine.com) fördert das Gedenken an verfolgte Opfergruppen und konnte uns über die Vermittlung des Bezirksamt Tempelhof / Schöneberg Auskunft geben:
Im Haus Nummer 20 lebten zur Zeit der nationalsozialistischen Verfolgung vermutlich keine Juden. Zur Jüdin Eva Berger übermittelte uns das Bezirksamt folgende Angaben:
geb. am 29.03.23 in Leipzig; Schöneberg, Nollendorfstr. 19, Todesort: Auschwitz, Todesdatum: 02.10.44.
Bisher haben wir über das Leben von Eva Berger folgendes herausgefunden :
Eva Berger ist am 29. März 1923 in Leipzig Reudnitz in der Wohnung der Eltern, Göschenstraße 22 geboren.
Ihre Mutter, Paula Berger, geb. Schiffmann, ist aus Berlin am 05. Juni 1942 nach Theresienstadt deportiert und von da aus am 12. Oktober 1944 in Auschwitz ermordet worden. Ihr Vater ist Leon Berger (* 01. Juni 1890 in Leipzig oder im polnischen Lipsk), der Kaufmann war und am 04. April 1944 in Auschwitz ermordet wurde.
Möglicherweise haben sie ihre polnische Herkunft verschwiegen, weil polnische Juden in Deutschland im Oktober 1938 nach Polen ausgewiesen wurden und sie wahrscheinlich erst 1939 oder später die entsprechenden Karteien (Kartei der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland) ausfüllen musten und Angst hatten, nach Polen abgeschoben zu werden.
Irgendwann vor dem Oktober 1929 muss sie mit ihren Eltern nach Berlin gezogen sein, denn im Oktober diesen Jahres wurde sie in der Volksschule Wilhelmstr. eingeschult. Im Oktober 1933 war sie dann in der Klasse 4a in der Jüdischen Volksschule (Klopstockstr. 58/Tiergarten, die 1934 in Theodor-Herzl-Schule umbenannt wurde). Vieles deutet darauf hin, dass dieser Schulwechsel durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten bedingt war und dass sie noch bis 1938/39 an dieser Schule einen Schulabschluss absolvierte.
Ihre letzte Wohnadresse war die Nollendorfstr. 19, bevor Eva Berger wahrscheinlich nach Belgien floh. Sicher ist, dass sie vom Lager Malines/Belgien am 4. April 1944 in Richtung Osten deportiert wurde. Ein Dokument belegt, dass sie mit der Häftlingsnummer 76606 im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau registriert wurde, mit dem Datum 28. September 1944. Wann sie dort ankam, ist ungewiss. Dieses Datum wurde allerdings einer Namensliste über Laboruntersuchungen entnommen, ausgestellt von einem Lagerarzt des Konzentrationslagers Auschwitz. Leider ließ sich der Name des Lagerarztes nicht entziffern.
Am 2. Oktober 1944 wurde Eva Berger in Auschwitz ermordet.